Am 05.07.2024 war es endlich soweit: In der Spezialausgabe von Spezialmaterial besuchte Johannes Figlhuber das Forum Finkenau mit einem Vortrag zum Thema Game Concept Art. Johannes ist Art Director bei Airborn Studios, einem in Berlin basierten Outsourcing-Studio.
Nicht nur erzählte er von seinen 15 Jahren Erfahrung in der Videospielbranche, er zeigte uns Einblicke in seinen Arbeitsprozess und diverse Projekte, bei denen er involviert war. Als Johannes in Salzburg studierte, war es ihm noch nicht wirklich bewusst, dass in der Produktion von Videospielen zu arbeiten überhaupt eine Option ist: Er erzählte, vielleicht war die Branche in Deutschland zu dem Zeitpunkt schon etwas weiter, aber in Österreich nahezu gar nicht vorhanden. Erst durch ein Praktikum realisierte er, dass solche Arbeitsfelder wie Concept Art für Games möglich sind, und verfolgt diesen beruflichen Pfad seitdem. Airborn Studios ist ein Outsourcing Studio, das heißt: Das Studio produziert keine eigenen Spiele, sondern bietet Dienstleistungen im visuell-gestalterischen Bereich für Videospielentwickler an. Das kann sowohl kurze Aufträge für einzelne Designs als auch eine Zusammenarbeit über mehrere Jahre und den gesamten Produktionszyklus eines Spiels bedeuten. Er hat Einblicke in drei verschiedene Projekte mitgebracht, bei denen er als Concept Artist beteiligt war: Ori and the Blind Forest, Spyro Reignited Trilogy, und Crash Bandicoot 4. Was seine Arbeiten verbindet, ist die stilisierte Grafik – auch wenn die drei Projekte sich trotzdem natürlich deutlich visuell voneinander unterscheiden.
Er zeigte uns Beispiele aus Ori and the Blind Forest, wie die Teams für Art und Level Design zusammenarbeiten mussten, um sowohl spielerisch als auch visuell interessante Level zu entwickeln: Erst gab es Schwierigkeiten, da die häufig sehr geometrisch und rechteckig gehaltenen Level nicht einfach in organische oder ästhetisch ansprechende Formen übersetzbar waren. Im Laufe der Entwicklung hat sich ein Prozess entwickelt, in dem die Level von Anfang an organischer gestaltet wurden, was den Schritt zum fertigen Level deutlich erleichterte. Bei Spyro Reignited Trilogy, einem Remake der klassischen Trilogie, war ein zentrales Thema der Konflikt zwischen der Treue zum Original und der Anpassung an moderne grafische Standards. Häufig mussten Designs mehrfach angepasst werden, um die Balance zwischen Nostalgie und moderner Technologie zu treffen.
Auch Crash Bandicoot 4 gehört zu einer existierenden Retro-Spielreihe, ist aber ein komplett neuer Titel. Für dieses Spiel wurden auch komplett gerenderte Illustrationen kreiert, was, wie Johannes uns erzählte, bei Airborn eher selten der Fall ist – meistens ist Concept Art eben nur so fertig, wie es sein muss, um verständlich zu sein. Komplett gerenderte Illustrationen, in denen man sich wirklich mit Details beschäftigen kann, waren eine willkommene Abwechslung.
Mittlerweile ist Johannes Art Director bei Airborn, was natürlich auch bedeutet, dass sich sein Arbeitsalltag im Vergleich zur Position als Concept Artist verändert hat. Er muss mehr Zeit in Kommunikation, Management und Organisation stecken und hat weniger Kapazitäten für eigene kreative Arbeit.
Anschließend zum Vortrag fand nach einer kurzen Pause das statt, was diese
Spezialausgabe so speziell gemacht hat: Die Portfolio Review. Zuerst waren die meisten zögerlich, aber nach einer Weile haben sich viele Besuchende angestellt, um Feedback zu ihren Arbeiten zu erhalten. Personen mit verschiedensten Stilen und Fachrichtungen haben Tipps und Ratschläge erhalten und konnten ihre individuellen Fragen stellen. Wir sind besonders froh, dass alle, die gerne teilnehmen wollten, auch drankommen konnten (und wir sind sogar fast punktgenau auf die geplante Endzeit gekommen).
Wir möchten uns noch einmal bei Johannes für den großartigen Vortrag bedanken! Es war faszinierend, so viele Einblicke in 15 Jahre Berufserfahrung erhalten zu dürfen. Die zusätzliche Portfolio Review, die so noch nie bei SpezialMaterial stattgefunden hat, war ein besonderes Highlight für alle Teilnehmenden.
Dieser Vortrag hat den Abschluss der SpezialMaterial-Reihe für das Sommersemester 2024 gebildet. Vielen Dank an alle Vortragenden und Besuchenden – wir freuen uns auf die nächste Runde SpezialMaterial im kommenden Semester!
von Friederike Hayen 04.08.2024
Schreibe einen Kommentar