Zwischen den Stühlen

Der Spagat zwischen Universität und Arbeitswelt

Eloise Ponnau

Nachdem ich ein Jahr lang als Junior Art Direktorin in einer Agentur gearbeitet hatte, habe ich mich dazu entschlossen, meinen Master in Illustration an der HAW zu machen. Dafür habe ich meinen Job auf eine Werkstudentenstelle gekürzt und habe somit Zeit, mich dem Studium zu widmen. 


Vielen Studierenden geht es ähnlich wie mir, denn ein Studium muss natürlich finanziert werden. Ob über die staatlichen Zuschüsse wie Bafög, Stipendien, die eigenen Rücklagen, die der Familie, meisten aber ein Job. Alles unter einen Hut zu bringen ist oftmals ein Spagat, der beide Komponenten zum Stressfaktor macht.

Auf diversen Plattformen wird beschrieben, wie man mit Stress umzugehen hat und wie Kreativblockaden aufgelöst werden können.
Jedoch gibt es kein Geheimrezept, wie das individuell funktioniert. Wenn man als Studierender eine 20-Stunden-Arbeitswoche hat, scheint das in erster Linie machbar zu sein. Jedoch fällt es nach einem 8-h-Arbeitstag oft nicht leicht, einen direkten Zugang zur eigenen Kreativität zu finden.

Nachdem man den ganzen Tag mit der Realität der Arbeitswelt zu kämpfen hatte, erscheint mir sogar das eigene Herzensprojekt manchmal zu traumtänzerisch. Obwohl ich an dieser Stelle eigentlich froh sein könnte, nun endlich all die Möglichkeiten auszuschöpfen, die man in der Agenturwelt oftmals nur bedingt hat, sitze ich dann vor einem leeren Blatt und weiß nicht so recht, was ich mit mir und meinem Projekt anfangen soll.

Dann stellt sich mir meist die Frage, wie das kreative Tief am schnellsten wieder in ein Hoch verwandelt werden kann. Somit fängt man an zu prokrastinieren oder auch positiv ausgedrückt: Sich eine Ruhephase zu gönnen. Diese nutzt man dann für die alltäglichen Dinge im Leben, wie kochen, Wäsche waschen, um Sport zu treiben oder auch zu meditieren. Im Prinzip nutzt man die Zeit dann trotzdem produktiv, um wieder auf Kurs zu kommen. Ob das der richtige Weg ist, wirklich runter zu kommen und zur Kreativität zurück zu finden sei dahingestellt.

Wenn ich mit Kommilitoneninnen spreche, wird mir klar, dass wir alle, wenn auch auf unterschiedliche Weise, ähnliche Prozesse durchlaufen. Diese werden wir sowohl in der Arbeitswelt als auch im Studium mehrfach durchlaufen und uns sollte stets bewusst sein, dass ein Kreativprozess immer mit Höhen und Tiefen verläuft. Daher kann ich nur jedem ans Herz legen, sich richtige Ruhephasen zu gönnen und sich nicht direkt selbst zu verurteilen, wenn es mal einen Tag gibt, an dem man nicht auf Knopfdruck kreativ sein kann. Das ist normal und sollte jederjedem noch mal vor Augen gehalten werden, der in unserer Branche tätig ist. Wir sollten zwar die Deadline im Blick haben, uns aber selbst nicht dabei verlieren. Unsere Kreativität ist unser höchstes Gut und wird mit dem Druck und dem damit verbundenen Stresslevel nicht gefördert.

Da man mit dem Studium und der Arbeit sozusagen zweigleisig fährt, ist es oftmals schwer, die richtige Balance zwischen beiden Polen zu finden, und doch ist das nicht unmöglich, wenn man klare Grenzen setzt. Dazu gehört ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein, das wir uns während des Studiums in Kombination mit der realen Arbeitswelt auch aneignen können. Daher gilt es an dieser Stelle noch zu betonen, dass es auch von Vorteil sein kann, die Theorie direkt in die Praxis umzusetzen. Auch wenn das Stresslevel manchmal sehr hoch ist, bin ich dankbar, was ich daraus schon alles mitnehmen konnte und kann das auch anderen Studierenden ans Herz legen.

Kontakt

➡️ ✉️
Instagram: @eloiseponnau


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert